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Open Weltuntergang, revisited

Hatte ich beim Abfassen meines Artikel Open Weltuntergang noch geglaubt, das schlimmste sei überstanden, und die Weltuntergangsszenarien ausgeschöpft, schob sich einige Tage später ein Artikel in der Frankfurter Rundschau mit dem Titel Im Namen der Freiheit in mein Blickfeld. Der Autor – Uwe Jochum – war mir bekannt: Bibliothekar im Südwesten, seine bibliothekshistorischen Arbeiten immer wieder gewinnbringend zu lesen. Ein wenig Hoffnung hatte ich ja, wurde jedoch schnell enttäuscht – auch Jochum zieh die Wissenschaftsorganisationen der Verfassungsfeindlichkeit, die die Freiheit von Forschung und Lehre bedrohten. Vollkommen fiel ich jedoch vom Glauben ab, als ich auf einen kurzen Aufsatz stieß, in dem Jochum versucht nachzuweisen, daß Open Access teurer als herkömmlich Publikationen sind. Diese Apotasie war jedoch nicht nur dem Umstand zu geschuldet, daß ich mehr als verwundert bin über die Hartnäckigkeit mit der immer auf den Aspekt des kostenlos bei Open Access abgehoben wird – die anderen Aspekte, wie Verbleib der Rechte beim Autor und Erlaubnis zur verantwortlichen Weiterverwendung und -verbreitung, werden dabei geflissentlich ignoriert. Ein wenig erinnert mich das an die Diskussionen zu Free Software vor ein paar Jahren, bei denen man auch gebetsmühlenartig wiederholen mußte:
Free as in free speech, not as in free beer.
Doch zurück zum Aufsatz, dieser vergleicht – wie schon in Archivalia festgestellt – Äpfel mit Birnen Ananas: auf der einen Seite eine geisteswissenschaftliche Zeitschrift, die wahrlich recht günstig ist – wobei über die Kosten der Publikation in der Zeitschrift sowie den Unterhaltsträger der Redaktion nichts gesagt wird, auf der anderen Seite das Dickschiff des Open-Access-Publishing, die Public Library of Science, mit einem Schwerpunkt im Science-Technology-Medicine-Bereich. Möchte man Preise vergleichen, so hätte sich statt der germanistischen vielleicht eher Nature, Science oder irgendeine andere dieser Zeitschriften angeboten. Schade, ich hätte substantielleres erwartet. Aber ein gutes hatte dieser Aufsatz immerhin, brachte doch als Entgegnung darauf Steinhauer in einem Blog-Artikel die von ihm sogenannte Recherchefreiheit ins Spiel – quasi als Entsprechung zur Allgemeinwohlbindung des Eigentums. Ein durchaus interessanter Gedanke auch als Gegengewicht zur ausufernden Rhetorik des sogenannten geistigen Eigentums.
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