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Zehn Thesen zu den Perspektiven zukunftsfähiger Bildung

Zehn Thesen zu den Perspektiven zukunftsfähiger Bildung im Wandel unserer Gesellschaft zur Wissensgesellschaft Ich habe mir die PDF-Datei von Gerhard de Haan / Andreas Poltermann “Funktion und Aufgaben von Bildung und Erziehung in der Wissensgesellschaft” (schon 2002) zu Gemüte geführt und fand die am Ende aufgelisteten Thesen sehr interessant, was mich dazu motivierte diese einmal zusammen zu fassen und zur Diskussion frei zu geben, da ich dieses Thema sehr spannend finde und mich auf interessanten Input freuen würde. 1. Technisches Wissen wird unsere Gesellschaft zunehmend prägen, da wir auf Technik zunehmen angewiesen sind. Hieraus ergeben sich Fragestellungen: Wird die Maschine zum Teil zu einem Erziehungsersatz (Fernsehen/Internet)? Wird das Individuum immer mehr ausspioniert, datentechnisch erfasst, kartiert und kontrolliert: Dies betrifft die Bereiche Gesundheit, Gewohnheiten, Arbeitsleistungen. Daran knüpft die etwas banalere Frage von Freiheit und Selbstbestimmung an. Welche Konsequenzen hat Nicht-Wissen in einer Wissensgesellschaft? Die Frage des Einflusses auf das Individuum durch Politik, Versicherungswesen, etc. via Technik. 2. Das Wissen wächst und auch eine damit verbundende Ausdifferenzierung des Wissens – In der Gesellschaft wird das geimeinsame Wissen schwinden (Geteiltes Sachwissen). 3. Das Lösen von Problemen, die Interpretation von Welt und das Orientierungswissen wird in Zukunft komplexer. Unser industriell orientiertes Tatsachenwissen muss durch mehr Bedeutungs- und Regelwissen abgelöst werden. (Inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit) 4. Expertokratie unf differente Wissensformen führt zum Zwang des Vertauens. Alle, auch die Experten, werden zu Laien in nahezu allen Lebensbereichen. Experten sind durch ihr Spezialwissen Rivalen untereinander. Sie sind damit einerseits die Hüter und Erneuerer des überlieferten Wissens, genießen aber nicht die sozialen Privilegien der Hüter des Wissens in traditionalen Gesellschaften, weil die Wissenschaftsgläubigkeit abgenommen und das Interesse des Individuums an Teilhabe und Selbstbestimmung zugenommen hat. Neben dieser Fachorientierung wäre erforferlich zeitlich und inhaltlich Raum zu schaffen für interdisziplinäres und erfahrungsgesättigtes wie orientiertes Lernen. Wobei allen Wissensformen gegenüber kritische Distanz möglich sein muss. Dieses bedeutet in der Wissensgesellschaft, sich der Konstruktion von Wissen bewusst zu sein und es auf seine Leistungsfähigkeit hin zu befragen. 5. Mit der Wissensgesellschaft geht eine Aufwertung von Lernen gegenüber Arbeit einher, da „sich bilden“ als Interimsphase interpretiert wird. Arbeit und Markt haben ihre integrierende Kraft für die Gesellschaft verloren. Wichtige Frage hierbei: Wie will man nach dem Zusammenbruch der alten Bedeutung von Arbeit Randgruppen verhindern?
Zudem wird mit der Wissensgesellschaft sowieso die Dichotomie der Trennung zwischen Arbeiten und Lernen in Frage gestellt. Birger P. Priddat (2000) hat den neuen Typ der Wissensarbeit als „Transformation von Arbeit“ unterschieden von der „Transformation durch Arbeit“. Transformation von Materien durch abhängige Arbeit ist der typische Fall der Industriegesellschaft; demgegenüber ist Arbeit als Transformation der Lebensumstände Kennzeichen der Dienstleistungsgesellschaft; dagegen wird Arbeit als Transformation seiner selbst (Bildung, Ausbildung) üblicherweise in die Freizeit, d.h. in die Sphäre der Nicht-Arbeit verlegt. Mit dem Übergang in die Wissensgesellschaft wird diese Arbeit an sich selbst Teil des ökonomischen Prozesses und muss entsprechend bewertet werden.
6. Die Funktion und die Struktur des Basis- und Allgemeinwissen wird einem radikalen Wandel unterliegen. Basis- und Allgemeinwissen sollen nicht das Individuum zusammenhalten, sondern nun die Gesellschaft. 7. Neue Inhalte und Wissensstrukturen werden zu substanziellen Veränderungen in den Curricula (Lehrplan) führen müssen. Das deutsche Schulsystem ist in dieser Hinsicht nicht zukunftsfähig, zumal die traditionellen Fächer in ihrer aktuellen inhaltlichen Ausformung mit den Delphi-Studien delegitimiert werden (nach Delphi-Befragung 1996/98, S. 22ff.). 8. Die Wissensgesellschaft macht neue Lehr- und Lernformen erforderlich. Weniger Frontalunterricht, mehr lernen aus eigener Motivation, Selbstreguliertes bzw. selbstgesteuertes Lernen im Kontext einer produktiven Lernkultur. Es wird zudem darauf ankommen, den Unterricht so anzulegen, dass das Gelernte in unterschiedlichen Situationen zur Anwendung kommen kann. 9. Wissen ist als Produktivkraft und Basis von Lebenschancen nicht im Rahmen einer „Bevorratung“ zu erwerben. Um so mehr ist darauf zu drängen, Wissen als kulturelles Kapital allgemein zugänglich zu machen (Siehe Open Access). Auf die Vernetzung von Disziplinen, der Mittel für innovative Kooperations- und Denkformen lassen sich folgende Lernstrategien stützen:
In Zusammenhängen denken und sich einen Überblick über die „Gesamtsituation und deren Komplexität zu verschaffen, Zustände zu analysieren und Konsequenzen zu synthetisieren, dieses sind wohl die ersten Maximen für die Gewinnung von Problemlösungskapazitäten. Um Zukunft gestalten zu können, wird man zudem in die Lage versetzt sein müssen, Prognosen und Erwartungshorizonte bilden und Ziele und Pläne flexibel halten zu können. Dazu gehört auch die Fähigkeit, einen problemangemessenen Wechsel zwischen Planen und Handeln mit rechtzeitigen Korrekturphasen realisieren zu können. Zukunftsgestaltung ist nur in Kooperation mit anderen möglich. Die Übernahme der Perspektive von anderen, die am gleichen Thema arbeiten, assoziativ und kreativ vorzugehen, den Standpunkt der eigenen Betrachtung flexibel wechseln und Toleranz gegenüber Unbestimmtheiten aufbringen zu können, auch dieses gehört zum Kanon der Strategien, über die man wird im Sinne von Zukunftsfähigkeit verfügen müssen. Aktuell erhalten Kinder, Jugendliche und Hochschüler zu wenig Chancen, diese Strategien systematisch zu erwerben.
10. Wissen ist ungleich verteilt. Dem Bildungssystem kommt die Aufgabe zu, das Humankapital Wissen zumindest national gleichmäßig zu verteilen. Global und auf nationaler Ebene, durch alle Schichten. Frage: Ist unser dreigliedriges Schulsystem richtig? Gibt es bessere Ansätze?
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