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Wikipedia, Wikipedia

Im Moment ist die Wikipedia ja mal wieder in aller Munde: Zum einen durch die „Vergleichstudie“ des Stern in der die schon bekannte Tatsache bestätigt wird (cf. den Artikel des leider schon verstorbenen Roy Rosenzweig oder auch den Artikel von Hammwöhner), daß die Wikipedia durchaus korrekte Inhalte hat und von den Fakten her durchaus mit einem redaktionellen Lexikon konkurrieren kann. Zum anderen durch die Studie Report on dangers and opportunities posed by large search engines, particularly Google von Hermann Maurer et al. Hinter den et al. verbirgt sich ua. Stefan Weber, der als Autor von Das Google-Copy-Paste-Syndrom, eine gewisse, nicht unumstrittene (oder auch hier) Berühmtheit erlangte. In dieser Studie wird der Versuch eines Nachweises unternommen, daß es eine gezielte Zusammenarbeit zwischen Google und Wikipedia gibt, die Treffer von Wikipedia bei Google höher einordnet. Gestützt wird diese Behauptung (S. 15f.) auf eine Passage in Maren Lorenz‘ Aufsatz Wikipedia. Zum Verhältnis von Struktur und Wirkungsmacht eines heimlichen Leitmediums. (S. 86f.), wo sich dann aber auch kein Beweis findet. (cf. das Archiv von Inetbib). Von Seiten der (deutschen) Wikipedia wird eine solche Zusammenarbeit bzw. eine derartige Übereinkunft bestritten. So weit ein erster Überblick über diese Studie, tiefere Betrachtung konnte ich dem doch recht properen 187-Seiten-Elaborat noch nicht angedeihen lassen. Gleichzeitig läßt mich das folgende Zitat aus der Studie (S. 18f.), auf das ich bei Jakob Voß stieß, nichts allzu Gutes ahnen:
The apparent Google-Wikipedia connection (GWC) is also problematic from an epistemological point of view: When people google key terms, they need no brain effort to do research: everybody can type a word or a phrase into a search engine (in former times, one needed basic knowledge about the organisation of a library and the way a keyword catalogue operates, and one needed to work with the so-called „snowball system“ to find new fitting literature in the reference lists of already found literature). So there is a clear shift in the field of research towards a research without brains.
Diese Abscheu gegenüber der Suche nach Stichworten mit Google erinnerte mich frappierend an die Befürchtung des bevorstehenden Untergangs des Abendlandes, den Bibliothekare im 19. Jahrhundert durch die Einführung von Schlagwortkatalogen unmittelbar bevorstehen sahen. Wie sollte mit einem solchen Recherchemittel denn noch ein Eindruck von der Ordnung des Wissens vermittelt werden – die einzelnen Schlagwörter standen ja vollkommen unvermittelt nebeneinander? Es war auch nicht mehr möglich sich durch eine Systematik zu hangeln, falls einem mal kein passendes Schlagwort einfiel. Und außerdem: findet man damit überhaupt alles Relevante? Außerdem sollte man ja schon einen Überblick über die Ordnung des Wissens haben, sonst könnte ja jeder kommen forschen. Unglaublicherweise dreht sich die Welt immer noch.
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