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Howard Rheingolds Definition „Virtual Community“

ICh wollte euch noch einmal die Definition einer „Virtual Community“ von Howard Rheingold in Erinnerung rufen: „ Virtuelle Gemeinschaften sind soziale Zusammenschlüsse , die dann im Netz entstehen, wenn genug Leute diese öffentlichen Diskussionen lange genug führen und dabei ihre Gefühle einbringen, so dass im Cyberspace ein Geflecht persönlicher Beziehungen entsteht“ Weitere Merkmale einer virtuellen Gemeinschaft sind für Rheingold: – ein eigenes System mit eigenen Normen (die aber einer schnellen Entwicklung unterworfen sind und immer wieder modifiziert werden) – keine einheitliche, nur aus einem Stoff bestehende Online-Subkultur: eher ein Ökosystem aus vielen unterschiedlichen Subkulturen – Rheingold sieht bei seiner Beschreibung der Merkmale virtueller Gemeinschaften eine Analogie zu den „Dritten Räumen“ Ray Oldenburgs:“ Dritte Räume befinden sich auf neutralem Gelände und dienen dazu, unter ihren Besuchern soziale Gleichheit herzustellen. In diesen Räumen ist Kommunikation die Hauptaktivität und das wichtigste Mittel der Menschen, ihre Persönlichkeit und Individualität auszudrücken und anzuerkennen…. Ihr Charakter wird von den regelmäßigsten Besuchern bestimmt. “ – gemeinsame Tabus – ein gemeinsames Forum für soziale Interaktion – Zusammenschluss gegen eine gemeinsame Bedrohung -gemeinsame Kultur – Vertrautheit und Respekt -allseitiges Vertrauen -Freude und Schmerz teilen – Techniken für den Umgang mit Veränderungen – Schon ziemlich weit am Anfang seines Werks „Virtual Community“ gibt Rheingold eine wichtige Beschreibung der Potenziale der virtuellen Gemeinschaften ab:einfachen Bürgern bei relativ geringen Kosten enorme Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten, auf intellektuellem, sozialem, kommerziellem und politischem Gebiet. Das alles hatte ich in meinem Referat in diesem Semester schon einmal erläutert. Aber nun würde mich mal eure Meinung interessieren (und ich ntuze ganz frech diesen Blog mal dazu, mir ein Bild von dieser eurer Meinung zu machen): Angewendet hat Rheingold seine Thesen auf die Community „The WELL“. Mich würde jetzt aber interessieren, ob ihr denkt, dass diese Definition noch aktuell gültig ist. Kann man diese Definition auch auf die neu entstehenden Communities unserer Zeit anwenden?
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2 Responses

  1. Etwas provokativ gefragt: Worin liegen die besonderen Merkmale einer „virtuellen“ Gemeinschaft? Die aufgezählten Merkmale (eigene Normen, Zusammenschluss gegen gemeinsame Bedrohung) treffen ja auch auf jede andere Form von Gemeinschaft zu …

    Ist die Nutzung von Technik somit der einzige Unterscheidungspunkt?

    Gerade sah ich noch, daß das Buch ja online ist.

  2. Catherina Wirtz sagt:

    Natürlich geht Rheingold noch weiter auf die Eigenheiten und Besonderheiten von virtuellen Gemeinschaften ein:
    „Weil wir einander in Cyberspace nicht sehen können, sind Geschlecht, Alter, Nationalität und das Aussehen nicht bekannt…Menschen, deren Behinderungen es ihnen erschweren, neue Freundschaften zu schließen, können feststellen, dass virtuelle Gemenschaften sie so behandeln, wie sie sich das immer gewünscht haben: als Denker, als Übermittler von Ideen, als Wesen mit Gefühlen…“
    „CMC ist eine Weise, Menschen zu begegnen, ohne sich festzulegen, ob der soziale Kontakt mit ihnen ausgebaut werden soll. Beides ist möglich: anderen zu begegnen und zugleich Distanz zu ihnen zu halten.“
    „Einige – viele – Menschen tun sich schwer, wenn es um eine spontane, gesprochene Kommunikation geht, haben jedoch zu einer Unterhaltung, bei der sie lange genug über das nachdenken können, was sie sagen wollen, Wertvolles beizutragen.“

    Was Rheingold auch besonders herausstellt, ist, dass virtuelle Gemeinschaften eine besondee politische Dimension haben: Virtuelle Gemeinschaften sind schwer totzukriegen und können somit auch Garant der Meinungsvielfalt sein:
    „ Das Netz besteht nicht nur aus Internet. Sie können heute alle hosts im internet abschalten und die Menschen werden immer noch Wege finden, Email und Nachrichten miteinander auszutauschen. Denn das Netz ist ein höchst redundantes, die Bürger miteinander verbindendes System, das aus sich selbst heraus wächst…“
    Virtuelle Gemeinschaften sind äußerst zahlreich und äußerst vielfältig, das sorgt für ein sehr differenziertes Meinungsbild. Wo im wirklichen Leben Zusammenschlüsse veroten werden können und die Einhaltung dieses Versammlungsverbots überwacht werden kann, können sich im Internet die Leute dennoch zu GEmeinschaften zusammenfinden. (Wo man das in der Tat aktuell sehr schön sehen kann, ist die Organisation von Oppositionellen in Weißrussland im Internet. Übers Internet werden etwa auch sog. Flashmobs abgesprochen, die dann in der Realität in die tat umgesetzt werden: blitzschnelle VErsammlungen, die sich wieder auflösen, bevor die Polizei den Versammlungsort erreichen kann. Das Internet dient hier als Garant der Meinungsfreiheit und hilft oppositionellen Bewegungen, sich zu verständigen. Einziges Problem hierbei: wie verschafft man sich einen freien Zugang zum Internet?)
    Zurück zum Thema: Rheingold erwähnt aber hier auch die KEhrseite von CMC in virtuellen Gemeinschaften: sie können auch als Mittel der Tyrannei missbraucht werden! Er entwirft das Szenario von einer Art Panopticon: man kann alle sehen, ohne selbst bemerkt zu werden, was die Überwachung natürlich auch erleichtern kann.
    Ein weiteres Merkmal einer virtuellen Gemeinschaft ist, dass sie weder an ort, noch an Zeit gebunden ist. Die üblichen Dimensionen, denen soziale Aktivitäten im echen Leben unterworfen sind,w erden aufgelöst. MAn kann sich ZU JEDER BELIEBIGEN ZEIT im Internet einloggen und man wird immer auf einen Gesprächspartner treffen, man muss niemals alleine sein. Desweiteren kann man mit Menschen in Kontakt treten, die auf der anderen Seite der Erde wohnen, und zu denen eine Kontaktaufnahme IRL sehr schwierig wäre.

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