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dmoz ist tot und niemand merkt’s?

Eigentlich war ich ja auf der Suche nach etwas ganz anderem, aber dann fiel ich über die folgende Meldung bei Andreas Gohr:
If you try to submit a new site to the Open Directory Project currently you get a “Service Temporarily Unavailable” message. Judging from this forum message, this is the case for at least a month now.
An und für sich nichts ungewöhnliches, wenn es sich nicht um den größten Webkatalog handeln würde, der von Freiwilligen gepflegt wurde, und auf den auch von Google zum Aufhybschen der eigenen Suchergebnisse zurückgegriffen wurde. Nicht mal die beiden größten deutschen IT-Online-Nachrichten-Dienste – golem und heise – scheinen etwas gemerkt zu haben … nutzen etwa alle nur noch google?
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7 Responses

  1. Auf den Seiten des dmoz-blog (Deutsch): http://www.dmoz-blog.de/ ist von einer „Havarie“ der Server die Rede, die bald behoben sein soll.

  2. Diese Havarie dauert aber nach diesen Forumbeiträgen schon mehr als einen Monat.

    Mich erstaunte die völlige Nachrichtenfreiheit in den üblichen Verdächtigen zu diesen Problemen, die zugegebenermaßen nur Beiträger betrafen. Wenn es bei google oder Wikipedia mal fünf Minuten nicht tut, meldet das ja auch meistens noch das Kleinhinterdupfinger Dorfradio.
    Aus dem Interesse, das Störungsmeldungen entgegengebracht wird, kann man IMO recht gut auf die Bedeutung eines Angebotes schließen und in dieser Hinsicht scheint das Open Directory Project – immerhin einer der oder der größte/n Webkatalog – nur noch „unter ferner liefen“ zu sein.

  3. Das bestätigt meine Theorie, dass es eben doch nur eine gewisse Grundmenge an Internet-Nutzern gibt, die bereit ist, sich für etwas zu engagieren. Das waren am Anfang die NEWS-Gruppen, dann eher das open directory, dann WIKIPEDIA, dann …. Das Vorgängerforum bleibt dann jeweils auf der Strecke. In einer NEWS-Gruppe war ich schon lange nicht mehr … Wie lange geben wir WIKIPEDIa noch?

  4. Eine interessante Theorie, die ich aus meinen Erfahrung jedoch nur bedingt bestätigen kann.

    Das Nachfolgemedium für die Newsgroups ist m. E. nicht in der Wikipedia zu sehen, sondern eher mit der Zwischenstufe der Mailinglists, in den Blogs.

    Ihre These wird zwar insoweit bestätigt, daß inzwischen auch viele Useneter bloggen – mit den unterschiedlichsten Begründungen – es kamen jedoch auch viele neue Nutzer dazu. Während einige alte Netizen ganz aus der Öffentlichkeit verschwanden.

    Ein ganz wichtiger Punkt bei allen Angeboten im Netz, bei denen man mitmachen kann, ist IMO die Motivation. Blogs, die nicht gelesen werden, schlafen meistens bald wieder ein, ähnlich ist es auch im Usenet gewesen: wenn jemand kein (positives) Feedback für seine Postings bekommen hat, war er meistens bald wieder weg. Deswegen gebe ich der Wikipedia sehr gute Chancen auf ein längeres Bestehen.

    IIRC gab es beim Chaosradio eine ganz gute Sendung zu Social Software (Obacht! Die verlinkte Datei ist ziemlich groß!), bei dem auch diese Problematik besprochen wurde.

    Das Usenet wird ja nun schon seit einigen Jahren totgesagt. Für mich gibt es dort jedoch immer noch einige Gruppen, die ich gerne oder mit Gewinn lese – wenn auch seit groups.google teilweise wieder immer mehr Leute aufschlagen, die keine Ahnung von der Kultur und informellen Regeln des Usenets haben.

  5. Sascha Beck sagt:

    Newsgroups wurden meiner Ansicht nach größtenteils von Webforen abgelöst. Insbesondere junge Nutzer fanden rasch Gefallen an den graphisch umfangreicheren Möglichkeiten von solchen webbasierten Communities, wo auch „Spielereien“ wie Avatare, Chat-Integration usw. angeboten werden. Zudem war das WWW ja grundsätzlich einfacher zu bedienen, während man für die effiziente Arbeit mit Newsgroups eine spezielle Software benötigte — deja.com war ja primär ein Archivierungsprojekt. Aber seit Google Groups diese Hemmschwelle zunehmend beseitigt, sehe auch ich im Usenet wieder mehr neue Nutzer (was nicht in allen Fällen positiv ist, wie Stephan schon schrieb).

    Das Problemen von solchen Verzeichnissen wie dmoz (das ja auch von Google für directory.google.com genutzt wird) sehe ich eher in der öffentlichen Wahrnehmung solcher Linkkataloge: Die meisten Nutzer kennen sie nicht, geschweige denn sind sie daran interessiert, an solchen Katalogen mitzuarbeiten. Früher hatte Google passende Verzeichniseinträge auch bei den Suchtreffern mit aufgelistet, derzeit geschieht das meines Wissens nicht mehr.

  6. till sagt:

    Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, wieviel Sinn die Katalogisierung des Webs überhaupt macht. Gerne gebrauchtes Argument ist die Erschließung des „Deep Web“, das Suchmaschinen-Crawlern gerne verborgen bleibt.
    Bibliothekare haben nun Jahre nach Yahoo, web.de (war auch mal als Webkatalog gestartet) und DMOZ ihre Liebe zur Katalogisierung des Webs entdeckt. Natürlich alles mit feinst ausgearbeiteten Metadatenschemata, Katalogisierungsregeln usw. Es gibt verschiedene deutsche Angebote in dem Bereich, z.B. Academic Linkshare (http://www.academic-linkshare.de/) betrieben von der SUB Hamburg, DBClear das IZ Soz oder der VKI des GBV (http://gso.gbv.de/DB=1.85/). Auch praktisch jede der in den letzten Jahren zahlreich von der DFG geförderten Virtuellen Fachbibliotheken hat einen „Fachinformationsführer“, also nix anderes als einen fachlichen Linkkatalog (oft auf einer der drei genannten „technischen Plattformen“).
    Interessant könnten diese Kataloge werden, wenn eine stärkere „Nutzerbeteiligung“ und eine sinnvolle Verbindung mit Volltextindexierung der aufwändig erschlossenen Internetquellen realisiert werden. Dann mag das für fachlich tiefe Recherchen wirklich interessant werden. Mal sehen…

    Eine Art „intellektuelle Sacherschließung“ des Webs bieten aber ja auch social bookmarking Dienste durch tagging.

    Es scheint also durchaus noch Nachfrage nach manueller Katalogisierung des Webs zu geben. Vielleicht ändert sich das ja mal mit einem „semantic web“?

  7. @Sascha:

    Die Ablösung von Newsgroups durch Webforen würde ich so nicht unterschreiben, da zum einen die Benutzergruppen disjunkt sind und zum anderen keine Vernetzung der verschiedenen Forenservern existiert (bei Blogs gibt es ja immerhin Trackbacks etc.). Foren sind insofern eher so etwas wie Communities, bei denen man auf einzelnen Inseln hockt und von anderen Forenservern, auch wenn sie das gleiche Thema haben, erstmal nichts mitbekommt und auch gar keine technischen Voraussetzungen für eine Vernetzung bestehen – mal abgesehen vom manuellen HTTP-Link.

    Das Argument der Software zieht in meinen Augen auch nicht – Outlook Express kann auch so tun, als wäre es ein Newsreader …

    IMO war das Usenet einfach ins Hintertreffen geraten, da es nicht wie das WWW gehypt wurde und optisch auf den ersten Blick auch weniger ansprechend war.

    @Till:
    Ketzerisch gefragt, was kann Academic Linkshare, was del.icio.us, connotea etc. technisch nicht können? Mein schnelles Querlesen erleuchtete mich in dieser Richtung nicht – besonders nachdem keine der FAQs irgendwohin verlinkt war.

    Die Linkkataloge der ViFas sind – so sie denn aktuell und gepflegt sind – nützliche Einstiegsluken, für Fachdatenbanken ist DBIS nützlicher, da kann ich dann nämlich auch direkt sehen, ob ich Zugriff habe. Man sollte sich auf keinen Fall davon erhoffen, daß man damit auch nur annähernd vollständig alle jeweils relevanten Inhalte erfassen kann.

    Tagging erfreut sich ja zur Zeit großer Beliebtheit, sogar für den traditionellen Bibliothekskatalog – was IMNSHO äußerst interessant werden dürfte, gerade was Kollaboration von Arbeitsgruppen, Lehrstühlen etc. angeht.

    Gibt es eigentlich Überlegungen von UBs oder Bibliotheksverbünden Social-Bookmarking-Dienste für die Nutzer zur Verfügung zu stellen? Die bisherigen Dienste könnten ja auch morgen aufhören zu existieren.